Linke & Piraten kämpfen gegen den Preisschock beim Schülerticket (Update)
Der Preis für das Oberhaveler Schülerticket soll sich mehr als verdoppeln. Die Fraktion Die Linke & Piraten kämpft für den Erhalt des 9€-Tickets und fordert zusätzlich ticketfreie Busse für alle Kinder und Jugendlichen.
Seit 2023 erhalten Oberhavels Schülerinnen und Schüler für 9€ ein Deutschlandticket. Jahrlanger Druck der Linksfraktion im Kreistag hatte den Weg für dieses überregional vorbildliche Projekt frei gemacht. Inzwischen bieten viele weitere Landkreise das Ticket für Schülerinnen und Schüler zum symbolischen Preis oder sogar kostenlos an. Nach der allgemeinen Preiserhöhung des Deutschlandtickets zum 1. Januar um 9€ je Ticket will der Landkreis nun gleich richtig in die Brieftasche der Eltern greifen. Wenn es nach dem Landrat geht, sollen sich die Kosten für ein Schülerticket mehr als verdoppeln. Statt derzeit 108€ im Jahr sollen zukünftig 256 € je Schülerticket fällig werden. Damit lägen die Kosten für viele Eltern sogar noch über den Preisen der alten Wabenstruktur. Während sich also die Bundesregierung für 5 € Kindergelderhöhung feierte, will der Landkreis Familien massiv belasten.
Begründet wird die massive Preiserhöhung durch den Landrat dabei ausgerechnet mit dem großen Erfolg des Schülertickets. Inzwischen nutzen mehr 12500 Kinder und Jugendliche das Ticket, also mehr als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler. Da der Landkreis seit der Preiserhöhung des Deutschlandtickets jedes Ticket mit 49€ subventioniert, steigt auch die Belastung des Haushalts des Landkreises entsprechend. Da diese Entwicklung absehbar war, fragten Linke und Piraten bereits in den Haushaltsberatungen nach, ob eine Erhöhung der Haushaltsansätze notwendig wäre, blitzten damit aber beim Landrat ab.
Wie von den Linken immer vermutet, führt ein attraktives oder bestenfalls ticketfreies Angebot zu einer langfristig verstärkten Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Der Landkreis wirbt damit, entsprechend des Mobilitätskonzeptes für einen öffentlichen Nahverkehr als leistungsstarken und verlässlichen Partner für die Gestaltung der individuellen Mobilität. Diesen Ansatz wollen Linke & Piraten mit einem ticketlosen Busverkehr für Kinder und Jugendliche noch ausbauen. Statt für jede Fahrt zum Sportverein oder an den Badesee ein Elterntaxi organisieren zu müssen, soll es zukünftig selbstverständlich sein, auch mal den Bus nutzen zu können, ohne sich Gedanken über Ticketkauf und Kleingeld zu machen. Aus Sicht der Fraktion führt das junge Menschen langfristig an die Nutzung von Bus und Bahn heran und ist ein Schritt hin zu einer ökonomisch und ökologisch aufgestellten Mobilität. Eltern sollten dabei die freie Entscheidung haben, ob sie das 9€-Ticket bestellen, weil mehr als die Busse der OVG notwendig sind, oder ob das ticketlose Angebot ausreicht.
Natürlich sehen Linke und Piraten in diesem Angebot nur einen ersten Schritt. Bei Kindern und Jugendlichen zu beginnen, macht Sinn, da der Landkreis sowohl für den öffentlichen Nahverkehr als auch für die Schülerbeförderung verantwortlich ist. Selbstverständlich macht ein solches Angebot im nächsten Schritt für Seniorinnen und Senioren sowie Ehrenamtliche Sinn und sollte letztendlich in einem allgemeinen ticketlosen Nahverkehr münden. Dass dies keine linken Träumereien sind, zeigen Projekte dieser Art von Luxemburg über das estnische Tallinn bis ins französische Dünkirchen, aber eben auch in Templin, Augsburg, Erlangen und Heiligenhafen.
Update 1:
Inzwischen ist der Protest gegen die Preiserhöhung auch bei der Verwaltung angekommen. Ergänzend schlägt sie jetzt die Wiedereinführung der Wabentickets vor. Für 5€ monatlich soll es jetzt ein 2-Waben-Ticket und für 9€ monatlich ein 4-Waben-Ticket geben. Diese Lösung ist sowohl für Nutzer und Eltern kompliziert, da die Waben (kleine Gebiete des Landkreises) weise gewählt werden wollen. Weiterhin führen die unterschiedlichen Tickets zu einem Wildwuchs, der die positiven Effekte für den Schulalltag und die Freizeit zunichte macht.
Update 2:
Unseren ursprünglichen Änderungsantrag haben wir durch einen gemeinsamen Antrag mit Bündnis90/Die Grünen ersetzt. Die mittelfristige Forderung nach einem ticketlosen Busverkehr für Jugendliche haben wir zurückgestellt, um uns mit den Grünen gemeinsam auf den Erhalt des 9€-Schüler-Tickets zu konzentrieren.