RB27 Wensickendorf
Candy Bold-Händel

BSW-Verkehrsminister Tabbert und Die Bahn vereint im Kampf gegen den ÖPNV in Oberhavel

Regionalzüge aus dem Norden enden vorzeitig in Oranienburg. Die S-Bahn als Ersatz fällt bald ebenso aus, der Ausbau des RE6 wird immer wieder verschoben, und nun soll die RB27 ab Basdorf massiv eingeschränkt werden. Das Wegbleiben der verunsicherten Fahrgäste nimmt Minister Tabbert (BSW) jetzt zum Anlass für eine Kürzungsorgie auf der Schiene. Nicht nur Oranienburgs Ortsteile werden abgehängt, auch wichtige Zukunftsprojekte wie der Ausbau des RE6 oder die Stammstrecke der Heidekrautbahn sowie der 10-Minuten-Takt für die S-Bahn nach Oranienburg rücken immer mehr in die Ferne. Eine völlig unzureichende Finanzausstattung der Landkreise und kreisfreien Städte sorgt letztendlich auch noch für fehlende Busse, um sinnvoll auf Bus und Bahn umzusteigen. Einen alltagstauglichen, stressarmen Nahverkehr mit Bus und Bahn erreicht man so nicht. Ein Verweis auf die Jahrzehnte währende Verkehrspolitik des Bundes gegen Bus und Bahn taugt dabei nicht einmal mehr als Feigenblatt. Das Chaos stiften Tabbert und die Bahn schon ganz alleine.

Dass der Hochleistungskorridor in Richtung Hamburg ausgebaut werden muss und hier Eile geboten ist, ist auch für Die Linke klar. Auch die Investitionen in den Ausbau des Korridors von Berlin über Oranienburg Richtung Ostsee seien an sich richtig und wichtig, stellt Enrico Geißler, Mitglied im Mobilitätsausschuss des Kreistages und Fraktionsvorsitzender der Linken, fest. Warum aber der Ausbau immer wieder neue Sperrungen verursacht und Bauarbeiten nicht so gebündelt werden, dass sich die Auswirkungen für die Fahrgäste auf ein notwendiges Minimum beschränken, ist ihm völlig unverständlich. Dass solche massiven Eingriffe selbst der Landkreis aus der Presse erfahren muss und auch der VBB nur kurzfristig informiert werde, zeige das Ausmaß des Chaos bei der Bahn. „Der Brandenburger Verkehrsminister steht wie unbeteiligt am Rande und nutzt die Verunsicherung der Fahrgäste auch noch, um Teile des Landkreises von der Schiene abzukoppeln, statt sich um die Reaktivierung der Strecke ab Wensickendorf zu kümmern.“

Für die Menschen nördlich der Oranienburger Kernstadt sind Tabberts Pläne eine Katastrophe, regt sich auch der linke Kreisvorsitzende Candy Boldt-Händel auf. Er sei selbst Wensickendorfer und habe überhaupt kein Verständnis für diesen Schritt. Er sehe jeden Tag, wie wichtig den Menschen im Ort der Bahnanschluss ist. Wenn die RB27 tatsächlich fährt, wird sie von den Wensickendorfern, Zühlsdorfern und Schmachtenhagenern auch genutzt. Die in Schmachtenhagen entstehende Caravanserei dürfte den Tourismus wieder ankurbeln, und mit einer vernünftigen Busanbindung Richtung Liebenwalde und der Rückkehr der Heidekrautbahn auf die Stammstrecke entstünde eine interessante Alternative zum staureichen Weg über den Oranienburger Bahnhof. All das kann aber nur funktionieren, wenn der Zug verlässlich wenigstens Wensickendorf und Schmachtenhagen anbindet. Immer wieder kommt es derzeit zu Ausfällen. Die Fahrgäste stehen dann in Berlin-Karow und warten bei Wind und Wetter auf den nächsten Zug. Und auch umgekehrt kommt es immer wieder vor, dass man in Wensickendorf in die Bahn einsteigen will und kein Zug da ist.

Bus und Bahn sind nur eine Alternative, wenn sie verlässlich und alltagstauglich Mobilität garantieren. Wer das aktuelle Chaos hinnimmt und es gar für Streichkonzerte nutzt, scheint wenig Interesse an Klimaschutz und Mobilität zu haben, finden Boldt-Händel und Geißler unisono.