Übergriff und Drohungen: Linke Wahlkämpferinnen in Oranienburg auf offener Straße attackiert
Man sieht sie derzeit überall in der Stadt: Ehrenamtliche linke Wahlkämpferinnen in ihren roten Westen und T-Shirts stehen mit offenem Ohr überall zu einem freundlichen Gespräch bereit, verteilen Flyer und erklären Politik. Dass es Linke dabei gerade nicht immer einfach haben, mit ihren Antworten rund um soziale Gerechtigkeit, gute Löhne und Renten und einer solidarischen Gesellschaft Anklang zu finden, ist nicht neu. Dass es dabei auch zu Beleidigungen und bösen Worten kommt, ist in diesem Landtagswahlkampf nicht neu. In Oranienburg wurde heute auch diese Grenze deutlich überschritten.
Eben noch in Gesellschaft friedlich im Café sitzend, gingt ein mittelalter Herr plötzlich brüllend auf die ehemalige Landtags-Vizepräsidentin Gerrit Große, die Stadtverordnete Elke Kästner und ihre Mitstreiterin Karin K. los. Nach Hasstiraden und Gewaltandrohungen gegen die Frauen beförderte er die persönliche Umhängetasche der Stadtverordneten und das Wahlkampfmaterial der Frauen im weiten Bogen auf die Straße. Während von den fünf Begleitern des Mannes niemand einschritt, als dieser auf die Frauen losging, zeigten sich andere Oranienburger solidarisch und halfen beim Einsammeln der Materialien. Die zügig eintreffende Polizei konnte den Täter noch vor Ort antreffen, denn der setzte sich dreist wieder an seinen Kaffee. Es wurde Anzeige erstattet.
Candy Boldt-Händel, linker Direktkandidat im Wahlkreis, äußerte sich erschüttert über den Vorfall: „Ich bin froh, dass es allen drei Genossinnen körperlich gut geht. Was das für die Seele bedeutet, möchte ich mir nicht vorstellen. Beleidigt zu werden oder gelegentlich mal ein dummer Spruch, das sind wir mittlerweile gewohnt, aber so etwas ist uns in Oranienburg bisher nicht passiert. Dies ist für mich auch ein Angriff auf die Demokratie.“
Enrico Geißler, Kreisvorsitzender, ordnet den Vorfall in eine aufgeheizte Stimmung ein. „Zerstörte Plakate, Beleidigungen und jetzt auch noch ein tätlicher Angriff – das Klima in dieser Gesellschaft ist merkbar vergiftet. Ein demokratischer Diskurs über den richtigen Weg in Krisenzeiten scheint mit Teilen der Gesellschaft kaum noch möglich. Jeder Angriff auf Demokraten, die im Ehrenamt für die Menschen wirken, ist immer auch ein Angriff auf die Demokratie. Wir erwarten, dass sich Demokratie und Rechtsstaat wehrhaft zeigen. Wenn Staatsanwälte zerstörte Plakate als Nichtigkeit abtun und auch Drohungen, Unterstellungen und Hass in sozialen Medien folgenlos bleiben, bestärkt das solche Täter in ihrer Radikalisierung und führt zu Übergriffen.“
Einschüchtern lässt sich Die Linke natürlich nicht. Ob Donnerstag und Freitag zum Openair-Kino auf dem Schloßplatz, bei einer Friedensfahrt am Sonntag oder Dienstagabend gemeinsam mit dem Spitzenkandidaten Sebastian Walter am Lehnitzsee – wir wollen mit den Menschen ins Gespräch kommen, hören zu und kämpfen weiter für eine bessere Politik und eine gerechte Welt!