Dr. Dietrich Raetzer im Alter von 90 Jahren verstorben – Ein Nachruf.
In tiefer Trauer teilen wir mit, dass unser hochgeschätzter Genosse Dr. Dietrich Raetzer am 24. März 2025 im Alter von 90 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben ist.
Wir verlieren mit ihm eines der verdienstvollsten und engagiertesten Mitglieder der „Linken“ in Hohen Neuendorf. Seit über 60 Jahren Mitglied, war er uns auch nach seinem Umzug in die Invalidensiedlung in Berlin-Frohnau, bis zuletzt ein kluger Ratgeber und äußerst sachkundiger Begleiter, mit dem wir uns stets im gemeinsamen Anliegen, uns für humanistische Werte einzusetzen, Toleranz und Weltoffenheit zu verteidigen, aufs Engste verbunden fühlten.
Der ehemalige Lehrer für Geschichte und Mathematik war Wissenschaftler geworden und von der Bundesrepublik nach der Wende „ausgebootet“ worden und begann, sich in seiner Gemeinde einzumischen. Sein Engagement für die Menschen brachte ihm Anerkennung und Respekt ein.
Als einer der ersten Gemeindevertreter der PDS war er 1990 in die Gemeindevertretung gewählt worden. Gemeinsam mit dem kurz vor ihm am 10. März verstorbenen Manfred Tittelbach aus Borgsdorf und Jürgen Krause aus Bergfelde hatte er entscheidenden Anteil an der Bildung der Großgemeinde Hohen Neuendorf. Allerdings konnte er nur bis zum Juni 1994 in der Gemeindevertretung bleiben, denn von da an war er bis 2000 als Archivar der Stadt maßgeblich am Aufbau eines modernen Archivs beteiligt und wurde auch in das Ehrenamt des Gleichstellungsbeauftragten berufen.
Sein unermüdlicher Einsatz im Geschichtskreis des Kulturkreises für eine mit Anspruch verbundene Erkundung und Verbreitung von Ortsgeschichte hat Maßstäbe gesetzt. Auch dank seiner Initiative und Überzeugungskraft, konnte der Verein 2003 diesen ständigen Treffpunkt für Kultur- und Geschichtsinteressierte ins Leben rufen. Die Räume mit der kleinen Ausstellung über die Ortsgeschichte in der Karl-Marx-Straße 24 waren ihm bis zuletzt ein wichtiger Arbeits- und Begegnungsort mit Geschichtsinteressierten. Sein fachkundiges Wirken hat viel dazu beigetragen, dass die Entwicklung von Hohen Neuendorf Gegenstand zahlreicher Veranstaltungen und Veröffentlichungen wurde. Schicksale und Ereignisse vor dem Vergessen zu bewahren und wertvolle historische Erfahrungen für die Gestaltung von Gegenwart und Zukunft im Interesse der Wahrung der Würde eines jeden Menschen zu nutzen, das war stets „sein Programm“. Egal, ob es sich um Stolpersteine, Gedenksteine, Tafeln oder Texte in den Kalendern, den Hohen Neuendorfer Heften oder anderen Publikationen handelte – es war ihm wichtig, dass sich etwas entwickelte und veränderte. Wenn auch schon gesundheitlich stark gezeichnet, so war ihm doch die Erneuerung des Gedenksteins für Anton Saefkow im September 2024 eine große Freude und Genugtuung, hatte er sich doch jahrelang dafür engagiert.
Wir vermissen unseren Freund Dietrich Ratzer schon jetzt schmerzlich. Er wird uns mit seinen Ideen, seinem Optimismus und seinem Humor sehr fehlen.
Seiner Frau, seinen Kindern und Enkeln gilt angesichts des großen menschlichen Verlustes unser aufrichtiges Mitgefühl.
Wir wollen Dr. Dietrich Raetzer ein ehrendes Andenken bewahren, indem wir in seinem Sinne weiter handeln. Sein beharrliches Engagement wird uns Ansporn sein.
Für den Ortsvorstand Hohen Neuendorf
Anton Wiezorek und Klaus-Dieter Hartung